Kunst ist etwas besonderes
  Angelika Kauffmann
 

Angelika Kauffmann (* 30. Oktober 1741 in Chur, Freistaat Drei Bünde; † 5. November 1807 in Rom) war eine schweizerisch-österreichische Malerin des Klassizismus.

 

Biografie

Kindheit und Jugend

Maria Anna Angelika Kauffmann wurde 1741 als Tochter des Porträt- und Freskenmalers Joseph Johann Kauffmann und seiner Frau Cleophea Lutz, in der Reichsgasse 57 der Gotteshausbund-Stadt Chur, wo ihr Vater zu diesem Zeitpunkt am dortigen bischöflichen Schloss arbeitete, geboren. Sie wuchs am Comer See auf, galt mit sechs Jahren bereits als zeichnerisches Wunderkind und wurde von ihrem Vater und verschiedenen Lehrern in Como und Mailand in Malerei und Musik unterrichtet, da es für Mädchen keine reguläre Schulbildung gab. So brachte ihr der Vater Lesen und Schreiben bei und die Mutter unterrichtete sie in Sprachen, zuerst Deutsch und Italienisch, dann Englisch und Französisch. Mit elf Jahren malte sie ihr erstes Selbstbildnis, nachdem sie der Vater in Malerei unterwiesen hatte.

Bildnis Johann Joachim Winckelmann, 1764

Bildnis Johann Joachim Winckelmann, 1764

Ihre Jugendzeit beschrieb Angelika Kauffmann selbst folgendermaßen:

Ich sah herrliche Paläste, schöne Villen, elegante Boote, ein prächtiges Theater. Ich glaubte mich in den Glanz eines Märchenlandes versetzt. [1]

Im Jahr 1755 - Angelika war damals vierzehn Jahre alt - übersiedelte die Familie nach Mailand. Nach dem Tod der Mutter im Jahre 1757 zog sie mit ihrem Vater ins väterliche Haus nach Schwarzenberg im Bregenzerwald. In Schwarzenberg entstanden weitere Jugendwerke und sie malte einen Teil der Fresken (Apostelbilder) der Dorfkirche (gemeinsam mit ihrem Vater), sowie das Hochaltarbild. Die Fresken blieben ihr einziges Werk auf dem Gebiet der Wandmalerei. In den Jahren 1757–59 führten sie Auftragsreisen nach Meersburg und Tettnang, bei denen sie neben anderen den Fürstbischof von Konstanz, Franz Konrad von Rodt, sowie Mitglieder der gräflichen Familie von Montfort porträtierte. In der ihr zunächst ungewohnten Umgebung entwickelte sie sich weiter, ehe sie 1760 mit dem Vater wieder nach Italien aufbrach, um dort die Kunst der Antike und der Renaissance zu studieren. Unterwegs verdienten sie sich das Reisegeld, indem sie in Graubünden und im Veltlin Einheimische porträtierten.

David-Garrick-Porträt, 1764, Stamford, Burghley House

David-Garrick-Porträt, 1764, Stamford, Burghley House

In den Jahren 1760–62 hielt sie sich für längere Zeit mit dem Vater in Mailand, Modena und Parma auf. 1762 erreichten sie Florenz. Am 5. Oktober wurde Kauffmann zum Ehrenmitglied der Accademia di Bologna gewählt. 1764 ging sie mit ihrem Vater nach Rom, wo sie bis 1766 blieben; dort malte sie zahlreiche Zeitgenossen, so 1764 Johann Joachim Winckelmann. Im selben Jahr wurde Kauffmann Ehrenmitglied der Accademia di San Luca in Rom. Dann spezialisierte sie sich auf Porträts berühmter Italienreisender, vorwiegend Engländer. Das Bildnis des bekannten Schauspielers David Garrick gelang ihr so gut, dass es ihr Vater nach London zur Ausstellung der Society of Artists schickte. Dieses Werk machte sie auch in England berühmt. Auf Empfehlung von Lady Wentworth übersiedelten Vater und Tochter dann nach London, wo Kauffmann 15 Jahre lang, von 1766 bis 1781, tätig war. Kauffmann traf dort unter anderem mit dem berühmten englischen Maler Joshua Reynolds zusammen. Seinen Heiratsantrag soll sie abgelehnt haben, er förderte aber dennoch weiter ihre Karriere in England. Kauffmann und Reynolds porträtierten sich gegenseitig, Kauffmanns Reynolds-Bildnis ist neben drei anderen ihrer Werke im Saltram House in Plympton bei Plymouth zu sehen.

Erste Ehe

1767 lernte Angelika Kauffmann ihren ersten Ehemann kennen, den angeblichen schwedischen Grafen Frederick de Horn. Die kurze Ehe verlief unglücklich: Horn, der als Heiratsschwindler betrachtet werden muss, verschwand plötzlich mit all ihren Ersparnissen. Im Februar 1768 wurde ihre Ehe durch ein Gericht der anglikanischen Staatskirche für ungültig erklärt.

Royal Academy

In London waren Angelika Kauffmann und Mary Moser die einzigen weiblichen Gründungsmitglieder der Royal Academy (1768). Kauffmann zählte zu den 28 vom König ernannten Gründungsmitgliedern und stellt ihre Bilder immer wieder in der „Academy“ aus. Als die Royal Academy nach Somerset House übersiedelte, durfte sie dort vier ovale allegorische Deckengemälde gestalten.

Zweite Ehe

Selbstporträt, 1780–1785

Selbstporträt, 1780–1785

Kauffmanns zweiter, auf Wunsch des Vaters gewählter Ehemann war der erheblich ältere venezianische Maler Antonio Zucchi (1726–1795), den sie im Juli 1781 in London heiratete und der in der Folge auch als ihr „Manager“ fungierte. Kurz darauf reiste das frischvermählte Paar mit Kauffmanns Vater nach Flandern, Schwarzenberg, Verona und Padua und erreichte im Oktober Venedig.

Trinità dei Monti

Im Januar 1782 starb Kauffmanns Vater. Im November richteten sie sich Haus und Atelier bei Santa Trinità dei Monti auf dem Pincio in Rom ein. Das frühere Haus des Malers Anton Raphael Mengs in der Via Sistina 72 wurde zum Treffpunkt der Künstler der Stadt, aber auch der Hocharistokratie. Kaiser Joseph II. war dort zu Gast, der bayerische Kronprinz, Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, Johann Wolfgang von Goethe (1787) und Johann Gottfried Herder (1791). Letzterer nannte Kauffmann die „kultivierteste Frau Europas“. Eine enge Freundschaft verband sie mit dem Kunstagenten Johann Friedrich Reiffenstein (1719-93) bis zu dessen Tod. Im Jahr 1792 malte Kauffmann ihr wohl wichtigstes Selbstporträt, das Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Musik und Malerei, heute im Moskauer Puschkin-Museum zu sehen. 1795 starb Antonio Zucchi und in der Folge lebte Angelika Kauffmann zurückgezogener. In ihrer Malerei widmete sie sich immer häufiger religiösen Themen. Von einer schweren Erkrankung 1802 konnte sie sich nie mehr richtig erholen.

Goethe

Goethe lernte Angelika Kauffmann in ihren Blütejahren kennen und schätzen. Er las ihr die eben vollendete neue Fassung der Iphigenie vor und freute sich über ihre positive Meinung. Kauffmann fertigte Illustrationen für das Schauspiel an. Goethe revanchierte sich mit einer Werksausgabe.

Szene aus Goethe Iphigenie

Huldigung der Muse vor Goethes Büste

Illustration für Goethes Egmont und Klärchen

Der junge Goethe, gemalt von A.Kauffmann 1787.

Der junge Goethe, gemalt von A.Kauffmann 1787.

In seiner Farbenlehre berichtet Goethe von seinen Diskussionen mit Angelika Kauffmann und lobt ihre Experimentierfreudigkeit. Zur Unterstützung ihrer Argumente habe sie „Landschaften ganz ohne blaue Farbe“ gemalt.
Ihr Goethe-Porträt kritisiert er jedoch:

Es ist immer ein hübscher Bursche, aber keine Spur von mir. [2]

Nach Goethes Abreise schrieb ihm Kauffmann:

Theürer Freünd! Ihr abschid von uns durchdrang mier Herz und Seele, der tag Ihrer abreis war einer der traurigen tagen meines Lebens. [3]

Tod und Nachruhm

Das Begräbnis der berühmten Malerin wurde von dem Bildhauer Antonio Canova zu einem prunkvollen Trauerzug gestaltet. Kauffmann und ihr Ehemann liegen in der römischen Kirche Sant' Andrea delle Fratte begraben. Die beiden Grabinschriften wurden von Angelika Kauffmann verfasst und sind ein beredtes Zeichen für ihr Selbstverständnis und Selbstbewusstsein als bedeutende Künstlerin ihrer Zeit. Schon 1810 erschien die erste Biografie Kauffmanns, von Giovanni Rossi in italienischer Sprache verfasst, 1814 die deutsche Fassung von Alois Weinhart unter dem Titel: Leben der berühmten Malerin Angelika Kauffmann.

Werke (Auswahl)

Angelika Kauffmann schuf Porträts und Historienbilder. Ihre Porträts sind idealisierend und wurden von Rokoko und Empfindsamkeit geprägt. Später arbeitete sie unter dem Einfluss von Johann Joachim Winckelmann und Anton Raphael Mengs auch im klassizistischen Stil.

  • Bildnis Johann Joachim Winckelmann (Kunsthaus Zürich), 1764, Öl auf Leinwand
  • John Simpson, Vater von Maria Susanna Lady Ravensworth (Wien, Österreichische Galerie), 1773, Öl auf Leinwand
  • Porträt einer Dame als Vestalin (Dresden, Gemäldegalerie), 4. Viertel 18. Jahrhundert, Öl auf Leinwand, 92 x 72 cm
  • Selbstporträt (St. Petersburg, Eremitage), 1780-85, Öl auf Leinwand, 76,5 x 63 cm
  • Der Abschied Abelards von Heloise (St. Petersburg, Eremitage), 1780, Öl auf Leinwand, 65,5 cm im Durchmesser
  • Der Mönch aus Calais (St. Petersburg, Eremitage), 1780, Öl auf Leinwand, 65,5 cm im Durchmesser
  • Selbstporträt (Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum), um 1781
  • Die Dichtung umarmt die Malerei (London, Sammlung Lord Iveagh Bequest), 1782, Öl auf Leinwand, 61 cm im Durchmesser
  • Szene mit Miranda und Ferdinand aus Shakespeares ‚Der Sturm (Wien, Österreichische Galerie), 1782, Öl auf Leinwand, 35 x 45 cm
  • Ferdinand IV., König von Neapel, und seine Familie (Wien, Liechtenstein-Museum), 1783
  • Selbstbildnis (München, Neue Pinakothek, Inv. Nr. 1056), 1784, Öl auf Leinwand, 64,8 x 50,7 cm
  • Julia, die Gemahlin des Pompejus, erfährt den vermeintlichen Tod ihres Gatten (Weimar, Schlossmuseum), 1785, Öl auf Leinwand, 100,4 x 127,6 cm
  • Juliane von Krüdener und ihr Sohn Paul (Paris, Musée du Louvre), 1786, Öl auf Leinwand
  • Die Gräfin Anna Protassowa mit ihren Nichten (St. Petersburg, Eremitage), 1788, Öl auf Leinwand, 123 x 159 cm
  • Porträt der Gräfin Catherine Skawronska (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Gm 1931), 1789
  • Venus überredet Helena Paris zu erhören (St. Petersburg, Eremitage), 1790, Öl auf Leinwand, 102 x 127,5 cm
  • Tod der Alkestis (Bregenz, Vorarlberger Landesmuseum), 1790
  • Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Musik und Malerei (Puschkin-Museum Moskau), 1792

Galerie

Tod des Alcestis

Die Dichtung umarmt die Malerei, 1782

Porträt der Gräfin Anna Protassowa mit ihren Nichten, 1788

Porträt einer Dame als Vestalin

Szene mit Miranda und Ferdinand, 1782

Venus überedet Helena Paris zu erhören, 1790

Porträt der Louisa Leveson Gower

Porträt von Madame Latouce, Ehefrau von John Latouche, (1732-1805)

Jesus und die Samariterin am Brunnen Jakobs

Juliane von Krüdener (1764-1824) und ihr Sohn Paul (* 1784), 1780

Abschied Abélards von Héloise, Tondo

L'Allegra, 1779

 

 
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