Kunst ist etwas besonderes
  Albrecht Dürer
 

Albrecht Dürer der Jüngere, auch Duerer, (* 21. Mai 1471 in Nürnberg; † 6. April 1528 ebenda) war ein deutscher Maler, Grafiker, Mathematiker und Kunsttheoretiker von europäischem Rang. Er war ein bedeutender Künstler zur Zeit des Humanismus und der Reformation.

Name

Dürers Monogramm (1498)

Dürers Monogramm (1498)

Der Name Dürer leitet sich vom ungarischen Ajtósi ab. Albrecht Dürer der Ältere, der aus dem Dorf Ajtós in der Nähe der Stadt Gyula in Ungarn stammte, ist in Ungarn unter diesem Namen (Ajtósi Dürer Albrecht) bekannt. In Deutschland nannte er sich anfangs "Thürer" (= Türmacher), was auf Ungarisch "ajtós" heißt ("ajtó" = Tür).

Albrecht Dürer glich die von seinem Vater gebrauchte Schreibweise „Türer“ an die in Nürnberg gültige fränkische Aussprache der harten Konsonanten an und schuf mit der Umwandlung in „Dürer“ die Voraussetzung für sein Monogramm, das große A mit dem untergestellten D.

Dürer war der erste Künstler, der seine Grafiken systematisch mit einem Monogramm kennzeichnete. Diese Urheberangabe wurde bald zu einem Gütesiegel, das auch nachgeahmt wurde.

Leben

Bis zur Selbstständigkeit 1497

Bildnis der Mutter, Barbara geb. Holper, 1490/93

Bildnis der Mutter, Barbara geb. Holper, 1490/93

Albrecht Dürers Vater, der ebenfalls Albrecht hieß, kam 1455 aus Ungarn nach Nürnberg und übte hier erfolgreich den Handwerksberuf eines Goldschmieds aus. 1467 heiratete er Barbara Holper, die Tochter seines Nürnberger Meisters. In 25 Ehejahren gebar sie 18 Kinder, von denen allerdings nur drei überlebten. Als drittes Kind dieser Ehe wurde Albrecht am 21. Mai 1471 geboren. Seit 1475 lebte die Familie Dürer in einem eigenen Haus unterhalb der Burg (Burgstr. 27: Eckhaus der Gasse unter der Vesten/ heute: Obere Schmiedgasse). Albrecht Dürer jun. beschrieb seine Mutter als eine emsige Kirchgängerin, die ihre Kinder "fleißig" und oft bestrafte. Wohl geschwächt durch die vielen Schwangerschaften war sie zudem des Öfteren krank.

In früher Jugend nahm ihn der Vater in seine Werkstatt, um ihn gleichfalls zum Goldschmied auszubilden. Aus diesen Lehrjahren stammen sein Brustbild, das er 1484 nach dem Spiegel auf Pergament zeichnete (jetzt in der Albertina in Wien) und eine Madonna mit zwei Engeln von 1485 (Berliner Kupferstichkabinett).

Ende 1486 bis 1490 lernte und arbeitete er bei dem Nürnberger Maler Michael Wolgemut; Indizien sprechen dafür, dass Dürer an den Entwurfsarbeiten zur Schedelschen Weltchronik (erschienen 1493) beteiligt war. Daneben bildete sich Dürer auch anhand zeitgenössischer Kupferstiche (z. B. Martin Schongauer).

Weiher im Walde 1485

Weiher im Walde 1485

Von Ostern 1490 bis Pfingsten 1494 begab sich Dürer auf Wanderschaft an den Oberrhein; der genaue Weg dieser ersten von drei größeren Reisen während seines Lebens ist unbekannt. Möglicherweise war er zunächst in den Niederlanden oder am Mittelrhein, bevor er sich 1492 im Elsass aufhielt. Den in Colmar lebenden Maler Martin Schongauer, dessen Werk ihn sehr beeinflusst hat, lernte er nicht mehr kennen, da dieser bereits am 2. Februar 1491 verstorben war. Später wirkte Dürer in Basel. Hier entstanden die berühmten Holzschnitte zu Sebastian Brants Narrenschiff (Erstdruck 1494).

1494 heiratete er Agnes Frey († 1539), die Tochter eines Freundes seines Vaters aus einer alteingesessenen, angesehenen Nürnberger Familie, die allerdings nur 200 Florin Mitgift in die Ehe einbrachte. Die Ehe blieb kinderlos. Damit starb die Familie Dürer aus, denn - soweit es bekannt ist - blieben auch seine beiden Brüder kinderlos.

In der Folgezeit bis 1500 schuf er eine Serie von kleinen Landschaftsaquarellen mit Nürnberger Motiven bzw. mit Motiven von Stationen seiner Venedig-Reise, die er in der ersten Hälfte des Oktober 1494, bereits drei Monate nach seiner Hochzeit, antrat. Diese Reise verstärkte sein Interesse an der Kunst des Quattrocento. Im Mai 1495 kehrte er zurück nach Nürnberg.

Feldhase 1502

Feldhase 1502

Er machte sich 1497 selbständig, und wohl ab 1503 konnte er eine Werkstatt mit Hans Schäufelein, Hans von Kulmbach und Hans Baldung Grien als Mitarbeitern betreiben. Er arbeitete sehr hart an seinen Werken in der Nürnberger Altstadt.

In diese erste Periode seines Künstlerlebens fallen vorwiegend Porträts und einige Selbstporträts: das Bildnis seines Vaters (1497) in London (National Gallery), sein Selbstporträt (1498) im Prado in Madrid, das des Lindauer Kaufmanns Oswald Krell (beschriftet "Oswolt Krel. 1499") in München (Bayerische Staatsgemäldesammlung), sein Selbstporträt (1500) ebenfalls in München, Bildnis Friedrichs des Weisen (1494/97) in Berlin (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz) u. a. Von 1500 stammt auch der kleine Christus am Kreuz in der Dresdener Galerie, ein Bildchen von unvergleichlicher Feinheit der Ausführung, und aus derselben Zeit ein Altarwerk ebenfalls in Dresden ("Die sieben Schmerzen Mariä" und Maria das Kind anbetend, Mitteltafel in München), der "Dresdner Altar" sowie der um 1504/05 in Auftrag gegebene Ober-St.Veiter Altar mit der Kreuzigung Christi (heute in Wien, Diözesanmuseum).

Hauptsächlich widmete er sich jedoch dem Kupferstich und dem Vorlagenzeichnen für den Holzschnitt. Besonders den Kupferstich erprobte er schon sehr frühzeitig; das erste datierte Blatt ist von 1497, dem aber gewiss schon verschiedene andere vorangegangen waren. Aus dieser Zeit stammen ferner: die Offenbarung des Johannes (1498), eine Folge von 16 Holzschnitten, und Adam und Eva (1504), ein Kupferstich.

Dürers Verbindung zum Humanismus kommt u.a. in den Illustrationen zu Conrad Celtis' Schrift "Quatuor libri Amorum" (1502) zum Ausdruck, der seinerseits Dürer zuvor bereits als zweiten Apelles gepriesen hatte.

Reise nach Venedig (1505 bis 1506)

Rosenkranzfest, dat. 1506

Rosenkranzfest, dat. 1506

Im Jahr 1505 unternahm er eine zweite Reise nach Venedig, wo damals die größten Renaissancemaler der venezianischen Schule, Tizian, Giorgione, Palma il Vecchio, tätig waren; vor allen aber beeindruckte ihn Giovanni Bellini, den er in einem Brief als den "pest in gemell" (Bester in der Malerei) pries. Wenn ihn sein ernstes Studium, sein Fleiß und seine Einsicht schon früher in der Heimat den Wert der Korrektheit der Zeichnung und eine wahre Naturauffassung schätzen lehrten, so sah er hier eine ungeahnte Kraft und Tiefe des Kolorits, die nachhaltig auf ihn einwirkten.

Die deutschen Kaufleute zu Venedig bestellten für die Bartholomäuskirche ein großes Bild, das Rosenkranzfest, welches Kaiser Rudolf II. später für eine große Summe erwarb und von vier Männern nach Prag tragen ließ, wo es sich jetzt in der Národní Galerie (Nationalgalerie) befindet (zuvor im dortigen Kloster Strahow). Es stellt eine Krönung der Madonna durch zwei Engel dar. Die Jungfrau reicht dem Kaiser, das Christuskind dem Papst Rosenkränze, ebenso der heilige Dominik und mehrere Engel den Umstehenden. In dem durch Übermalung sehr verdorbenen Bild ist der venezianische Einfluss deutlich zu erkennen. Obgleich Dürer in Venedig hohe Anerkennung fand und der Rat von Venedig ihm ein Jahresgehalt von 200 Dukaten anbot, wenn er sich in der Stadt dauernd niederlassen würde, trat er doch im Spätherbst 1506 die Rückreise in seine Vaterstadt an.*

1506–1514

Ab 1509 ist Dürer Genannter des Größeren Rats in Nürnberg, und so kann man davon ausgehen, dass er maßgeblich an der Planung künstlerischer Projekte der Stadt beteiligt war.

Graphische Werke

Der hl. Eustachius (ca. 1501)

Der hl. Eustachius (ca. 1501)

Während dieser Jahre veröffentlichte Dürer außer vielen kleineren Arbeiten in Kupferstich und Holzschnitt drei beeindruckende Holzschnittfolgen; in diesen Werkkomplexen zeigt sich Dürers Meisterschaft auf dem Gebiete der Graphik ganz besonders. Im Einzelnen handelt es sich um:

  • Die kleine (Holzschnitt-)Passion (dat. 1509 und 1510) mit 37 Blättern im Format 130x100mm, 1511 als Buch veröffentlicht;
  • Die große Passion (1510), die sich in Darstellung und Format wesentlich von der kleinen unterscheidet und aus 11 Darstellungen aus dem Leben des Heilands und einem Titelblatt besteht;
  • Marienleben bzw. Das Leben der Maria (1510 und 1511) in 20 Darstellungen.

Ferner sind aus dieser Periode noch zu nennen:

  • Die heilige Dreieinigkeit (Holzschnitt, 1511)
  • Die Messe des heiligen Gregor
  • Der heilige Christoph
  • Die heilige Familie mit Mutter Anna
  • Joachim mit dem Rosenkranz.

Tanzendes Bauernpaar, Kupferstich 1514 (117x73 mm)

Tanzendes Bauernpaar, Kupferstich 1514 (117x73 mm)

Damals machte Dürer auch Versuche, mit der kalten Nadel auf Kupfer zu ritzen; so entstanden Die heilige Veronika von 1510, Der Leidensheiland und der büßende Hieronymus, beide von 1512. Von dieser Zeit an überwiegen die Arbeiten Dürers in Holzschnitt und Kupferstich, und man begegnet seltener Gemälden von seiner Hand. Von letzteren kennt man aus dem Jahr 1512 das kleine Bild der heiligen Jungfrau mit dem nackten Kind auf den Armen, eine angeschnittene Birne haltend (im Schloss Belvedere zu Wien). In dasselbe Jahr fällt zum großen Teil eine Reihenfolge von kleinen Kupferstichen, die eine dritte Darstellung der Passion umfassen. Auch erhielt Dürer einen Freibrief von seinem Gönner Kaiser Maximilian zum Schutz vor der Nachbildung seiner Holzschnitte und Kupferstiche. Als hervorragende Werke aus dem Jahr 1512 sind noch zu erwähnen die Stiche: Maria auf der Rasenbank, Christus der Dulder, beides Nadelarbeiten; der heilige Hieronymus in der Felsenschlucht vor dem Betpult. Aus den folgenden Jahren stammen seine berühmten Stiche: Ritter, Tod und Teufel, Der heilige Hieronymus im Gehäus (1514) Melencolia I (1514), sowie vielleicht das ursprünglich für die Nürnberger Katharinen-Kirche bestimmte, jetzt in der Münchener Pinakothek befindliche Altarblatt der Geburt Christi mit den beiden Paumgartner. Im gleichen Jahr hat er auch ein einzelnes tanzendes Bauernpaar gestochen und die vierschrötigen Tänzer recht lebendig geschildert. Seit 1515 sind auch Eisenradierungen von Dürer überliefert.

Verbindung zu Kaiser Maximilian I.

Kaiser Maximilian I. vor grünem Grund, 1519

Kaiser Maximilian I. vor grünem Grund, 1519

Jakob Fugger in der Pelzschaube, 1516/19

Jakob Fugger in der Pelzschaube, 1516/19

Dürer hat mehrfach im Auftrag des Kaisers Maximilian I. gearbeitet. Seit spätestens 1510/11 gab es wohl Verbindungen, die eventuell Willibald Pirckheimer angebahnt hatte. Alle Werke dienten zumindest mittelbar der Ehre und dem Ruhm des Kaisers - neben Dürer waren in diesem Sinne z.B. die Künstler Hans Burgkmair, Schäufelein und Beck oder auch Albrecht Altdorfer, Lukas Cranach und Jörg Breu tätig.

Fechtbuch; Hieroglyphen des Horapollon (Pirckheimer!); Der Triumph (Ehrenpforte und Großer Triumphwagen), für den Dürer und dessen Werkstatt-Mitarbeiter Hans Springinklee und Wolf Traut den größten und bedeutendsten Teil zu liefern hatten (die Beschriftungen sind Johann Neudörffer zu verdanken); das für den St. Georgenorden bestimmte Gebetbuch.

Zu dieser Zeit entstanden parallel auch die Kupferstiche Ritter, Tod und Teufel (1513), Hl. Hieronymus im Gehäus und Melencolia I (1514) oder die Kohlezeichnung der alten Mutter, zwei Monate vor ihrem Tod († 1514); das erste genaue Porträt eines sterbenskranken Menschen.

1518 bis 1520

Von 1518 bis 1520 widmete er sich intensiv den theoretischen Arbeiten wie beispielsweise der Proportionslehre.

Im Sommer 1518 war er als Vertreter der Stadt Nürnberg auf dem Reichstag in Augsburg, wo er Jakob Fugger und andere bedeutende Persönlichkeiten im Werk verewigte. Die Bekanntschaft mit Schriften Luthers, "der mir aus grossen engsten geholfen hat", fällt wohl in diese Zeit.

Reise in die Niederlande (1520–1521)

Vom 12. Juni 1520 ab begab sich Dürer mit seiner Frau über Bamberg, Frankfurt, Köln nach Antwerpen und in andere niederländische Städte; von dort kam er erst im Herbst des folgenden Jahres zurück. Die Reise in die Niederlande war ein wahrer Triumph, überall wurde der Meister auf das Glänzendste gefeiert; der Antwerpener Magistrat bot ihm vergeblich ein Jahresgehalt von 300 Gulden, ein schönes Haus zum Geschenk, freien Unterhalt und außerdem Bezahlung aller seiner öffentlichen Arbeiten an, um ihn zum ständigen Verbleiben in Antwerpen zu bewegen. Fürsten, fremde Botschafter, Gelehrte, so Erasmus von Rotterdam, und Künstler ehrten ihn und machten ihn zum Mitglied ihrer Gesellschaft. Der neugewählte Kaiser Karl V. bestätigte ihm die früher gewährten Privilegien (dies war der eigentliche Zweck der Reise) und bezeigte ihm außerdem seine besondere Gunst. Von hoher Bedeutung für ihn waren der Anblick der niederländischen Kunstschätze und die Bekanntschaft mit den hervorragenden dortigen Künstlern. Sein während dieser Reise geführtes Tagebuch ist im Schriftlichen Nachlaß hg. von Rupprich greifbar. Auch eine große Anzahl Bildnisse von Geistlichen, fürstlichen Personen, Künstlern etc. sind ein Ergebnis seiner niederländischen Reise. Am 2. Juli 1521 trat er die Rückreise an.

Nach seiner Heimkehr in die Vaterstadt widmete sich Dürer wieder mit rastlosem Eifer der künstlerischen Tätigkeit. In den Jahren 1520/21 leitete er die Ausschmückung des Nürnberger Rathauses (heute verloren, in Nachzeichnungen von 1530 in Wien, Albertina, überliefert); das Programm für die Fassadenmalereien hatte Pirckheimer entworfen.

Vom Jahr 1526 besitzt die Alte Pinakothek in München zwei monumentale Tafeln, die zu den bedeutendsten Werken des Künstlers gehören: die lebensgroßen Figuren der vier Apostel Paulus und Petrus und der Evangelisten Markus und Johannes (Seitenstücke), zugleich die vier Temperamente verbildlichend (siehe Temperamentenlehre). Diese Tafeln hatte Dürer ursprünglich der Stadt Nürnberg geschenkt, sie waren im dortigen Rathaus ausgestellt. Aus dem Jahr 1526 stammt auch das Ölbild des Hieronymus Holzschuher in Berlin (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz), das beste aller Bildnisse von der Hand Dürers, und ferner das Bildnis Jakob Muffels (ebenfalls in Berlin).

Johannes und Petrus, 1526

Markus und Paulus, 1526

In den letzten Jahren widmete sich Dürer vermehrt der Kunsttheorie; dabei kommt er zu Einsichten, die durchaus denen der Italiener widersprechen.

Tod, Grab und Nachleben

Seit der Niederlande-Reise unter den Folgen einer Malaria-Erkrankung leidend, starb Dürer überraschend am 6. April 1528, kurz vor seinem siebenundfünfzigsten Geburtstag. Die Symptome seiner Malaria-Erkrankung - unter anderem eine starke Milzvergrößerung - hatte er auch seinem Arzt geschildert, wie seine Skizze im Brief an ihn zeigt. Dürer zeigt darin auf seine (vergrößerte) Milz. Er schreibt "Da wo der gelbe Fleck [anatomisch der vergrößerten Milz (sog. Splenomegalie) entsprechend] ist ..."

Dürer zeigt auf seine Milz.

Bis zu seinem Tod war er produktiv tätig, wobei er wohl zuletzt an der Vorbereitung zum Druck einer theoretischen Hauptschrift zur Proportionslehre arbeitete.

Nicht weit entfernt von dem Grab seines Freundes Willibald Pirckheimer ruhten die irdischen Reste Dürers auf dem Johannisfriedhof zu Nürnberg lange unter einer einfachen Metallplatte, die sein Schwiegervater Frey für sich und seine Familie errichten ließ, bis 1681 Joachim von Sandrart das verfallene Grab neu errichtete (Nr.649).

Dürergrab auf dem Johannisfriedhof von O (2004-01-07); im Hintergrund Chor der Kirche St. Johannis

Dürer-Denkmal auf dem Albrecht-Dürer-Platz, Standbild in Bronze, nach einem Modell von Christian Daniel Rauch von Jakob Daniel Burgschmiet 1849 gegossen, von SSW (2003-12-10)

Briefmarke von 1961 aus der Serie Bedeutende Deutsche

Stand- und andere Denkmale

Ihm zu Ehren wurden im 19. Jahrhundert Denkmäler aufgestellt und seine Büste in die Walhalla aufgenommen.

  • 1821, Albrecht-Dürer-Brunnen in Nürnberg (Maxplatz) nach Entwurf von Carl Alexander von Heideloff in klassizistischen Formen. Zugleich ein Denkmal für Willibald Pirckheimer.
  • 1840, Statue für Nürnberg nach Entwurf von Christian Daniel Rauch, ausgeführt von Jacob Daniel Burgschmiet
  • 1845 Gedenktafel in Bamberg am Hochzeitshaus, in dem Dürer auf seiner Reise nach Holland übernachtete

Eine anspruchsvolle Ehenovelle von Leopold ScheferKünstlerehe von 1828 − hat Albrecht und Agnes Dürer zu Helden.

Kunsthistorische Würdigung Albrecht Dürers

Die apokalyptischen Reiter; Holzschnitt, Albrecht Dürer

Die apokalyptischen Reiter; Holzschnitt, Albrecht Dürer

Dürer hat für die Entwicklung des Holzschnittes und Kupferstiches Bedeutendes geleistet. Den Holzschnitt hat er aus dem "Dienst der Buchillustration" befreit und ihm den Rang eines eigenständigen Kunstwerks verliehen, das dem gemalten Bild an die Seite gestellt werden konnte. Dürer schuf durch Verfeinerung der Linien und eine Erweiterung des künstlerischen Vokabulars eine reichere Tonigkeit bzw. feinere Farbabstufungen und führte den Holzschnitt so formal in die Nähe des Kupferstichs.

Wie den Holzschnitt so perfektionierte und revolutionierte Dürer auch die Techniken des Kupferstichs. Er wurde durch Blätter wie "Ritter, Tod und Teufel" und "Melencolia I" in ganz Europa bekannt. Dürer hat genau wie Tizian, Michelangelo und Raffael die Bedeutung der Druckgrafik darin gesehen, den eigenen künstlerischen Ruf zu verbreiten und durch den Vertrieb zu Einnahmen zu kommen. Benutzten die Italiener die Graphik zur Verbreitung ihrer Gemälde, so erhebt Dürer den Holzschnitt selbst zum Kunstwerk. In diesem Zusammenhang spricht man von Reproduktionsgraphik und Originalgraphik. Dürer hat seine druckgraphischen Zyklen im eigenen Verlag verlegt und über den Buchhandel vertrieben. Der Vertrieb druckgrafischer Blätter hatte auch zur Folge, dass neue künstlerische Entwicklungen schnell und gleichmäßig in ganz Europa Verbreitung fanden.

Nach Dürers Plänen realisierte Festung Munot in Schaffhausen

Nach Dürers Plänen realisierte Festung Munot in Schaffhausen

Neben seinem künstlerischen Schaffen schrieb Dürer auch Werke über das Perspektivproblem in der Malerei, darunter Underweisung der Messung, und betätigte sich auch mit der Befestigung von Städten. Ein wichtiger Ratgeber war ihm hierbei der römische Architekt und Architekturtheoretiker Vitruv mit seinen zehn Büchern de Architectura. Nach Dürers Befestigungslehre, 1527 in Nürnberg erschienen unter dem Titel "Etliche underricht/zu befestigung der Stett/Schlosz/und flecken", wurde im selben Jahr noch die 1480 mitten in die Donau gebaute Ulmer Stadtmauer von Hans Beheim d. Ä., einem Nürnberger Baumeister, umgebaut. Erst 1585 wurde die einzige nach Dürers Ideen konzipierte Festung, der Munot zu Schaffhausen, nach 22-jähriger Bauzeit vollendet.

Nach Fedja Anzelewsky, Albrecht Dürer: Werk und Wirkung, elektron. Ausg. 1999 (Vier Bücher von menschlicher Proportion): »Dann warhafftig steckt die kunst inn der natur / wer sie herauß kann reyssen der hat sie / vberkumbstu sie / so wirdet sie dir vil fels nemen in deinem werk vnd durch die Geometria magstu deins wercks vil beweyssen.« Nach Anzelewsky ist das Wort "kunst" in diesem Zusammenhang als Gesetzmäßigkeit zu verstehen und mithin spricht sich Dürer hier nicht für ein Schaffen nach Prinzipien des späteren Naturalismus aus.

Dürer als Mathematiker

Melencolia I, Kupferstich (1514)

Melencolia I, Kupferstich (1514)

In der Geschichte der Mathematik zeichnet sich die Renaissance als ein Zeitraum aus, in der wesentliche mathematische Fortschritte gehäuft von Praktikern kamen, so von dem Ingenieur Simon Stevin, dem Handwerker Jost Bürgi, dem Juristen François Viète, dem Kartographen Gerhard Mercator oder dem Künstler Piero della Francesca.

Der "mathematischste Kopf" (Scriba/Schreiber 2005, S. 273) unter den Künstlern seiner Zeit war jedoch Albrecht Dürer. So erwarb er 1507 ein Exemplar der ersten Ausgabe der von Zamberti in das Lateinische übersetzten Elemente des Euklid von 1505, dem ersten Buchdruck dieses Werks überhaupt, und wirkte 1515 im Auftrag von Kaiser Maximilian I. an einer von dem Hofastronomen Johannes Stöberer entworfenen Karte der Erdhalbkugel mit ("Stabius-Dürer-Karte"). Sein Kupferstich Melencolia I enthält einige mathematische Andeutungen: Zum einen ist ein magisches Quadrat abgebildet, dessen Zeilen, Spalten und Diagonale stets dieselbe Summe 34 ergeben und das in seinen beiden mittleren unteren Feldern das Entstehungsjahr 1514 angibt; zum anderen wird ein Polyeder gezeigt, der durch Streckung zweier diametral gegenüberliegender Ecken eines Würfels zu einem Rhomboeder und durch anschließendes Abschneiden der beiden Spitzen senkrecht zu dieser Achse entsteht, so dass er wieder eine Umkugel wie der ursprüngliche Würfel besitzt.

Die Konchoide von Dürer

Die Konchoide von Dürer

Wissenschaftshistorisch bemerkenswert jedoch ist seine Underweysung der messung mit dem zirckel und richtscheyt in Linien ebnen unnd gantzen corporen als das erste Mathematikbuch deutscher Sprache mit bedeutenden neuen Erkenntnissen. In dem Titel ist hierbei das Wort "Messung" im Zusammenhang mit der damals vorherrschenden Übersetzung "Messkunst" für das griechische Wort Geometrie zu verstehen und bedeutet also im heutigen Wortsinn eher "Konstruktion". In der Underweysung definiert Dürer spezielle Kurven, insbesondere erstmalig die Muschellinie und die Pascalsche Schnecke (die er selber wegen ihrer Konstruktionsvorschrift "Spinnenlinie" nannte), gibt eine neue Konstruktion einer Ellipse an, erkennt Ellipse, Parabel und Hyperbel als Kegelschnitte (und ist damit Vorläufer von Gaspard Monge), zeigt ein neuartiges und sehr genaues Verfahren zur Winkeldreiteilung und stellt die Tangens-Funktion graphisch dar (motiviert durch das ganz praktische Problem, die Schrifthöhe in Abhängigkeit von der Höhe ihrer Anbringung so zu staffeln, dass alle Zeilen gleich hoch erscheinen). Dürer geht dabei deduktiv und systematisch vor und ist sich des grundlegenden Unterschieds zwischen exakten Lösungen (er nennt sie "demonstrative") und näherungsweisen („mechanice“) Lösungen stets bewusst, was ihn sogar von den meisten Mathematikern seiner Zeit abhebt (Scriba/Schreiber 2005, S. 283).

Der Oxforder Kunsthistoriker Martin Kemp wies in einem Beitrag in der englischen Wissenschaftszeitschrift Nature darauf hin, dass Dürer Parkettierungen gezeichnet hat, die Ähnlichkeit mit einem Fussbodenbelag in der Eingangshalle des Molecular and Chemical Sciences Building der University of Western Australia in Perth aufweisen, der auf einer Penrose-Parkettierung beruht.

Dürers Mitarbeiter

Heute geht man davon aus, dass Dürer nicht wirklich Schüler angenommen und ausgebildet hat; vielmehr war es offensichtlich so, dass er relativ eigenständige Maler bzw. Zeichner in seine Werkstatt als Gesellen aufnahm und diese sich weiterentwickeln ließ.

Als Mitarbeiter Dürers gelten Hans Baldung genannt "Grien" (seit 1503 Geselle in der Werkstatt, bis spätestens 1508), Barthel Beham, Sebald Beham, Georg Pencz, Hans Schäufelin (seit 1503 Geselle), Hans Springinklee und Hans Suess von Kulmbach.

Es gibt Indizien, dass Matthias Grünewald von Dürer abgewiesen wurde. Sein Bruder Hans Dürer wurde sehr wahrscheinlich in der Werkstatt von Albrecht ausgebildet. Außerdem ist seine Mitarbeit am sogenannten Heller-Altar (Frankfurt a. M., Historisches Museum) belegt.

 

 
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